Pilotprojekt Kreis Münster: Anti-Gewalt-Konzept

Pilotprojekt Kreis Münster
Das Anti-Gewalt-Konzept des FLVW wird bereits zu Teilen in drei Pilotkreisen umgesetzt, um erste Erfahrungen in der Praxis in die weitere Analyse und Ausarbeitung einfließen zu lassen. Auch der Kreis Münster ist beteiligt. Der hat seine Schiedsrichter im Dezember über unterstützenden Maßnahmen unterrichtet.

„Dabei wurde unter anderem vermittelt, wie ich mich als Schiedsrichter verhalte, wenn ein Spieler zu eskalieren droht“, sagt Kreisvorsitzender Norbert Krevert. Darüber hinaus hat der Kreis seine Vereine im Oktober bereits im Rahmen einer Informationsveranstaltung über Präventionsmaßnahmen zum Thema Gewalt und sexueller Missbrauch an Kindern und Jugendlichen aufgeklärt.

„Es ist wichtig, dass diese Themen immer präsent sind. Wir gehen nicht einfach zur Tagesordnung über“, sagt Krevert, der im regelmäßigen Austausch mit dem Verband steht. Die Rückmeldungen der Vereine seien durchgehend positiv.

FLVW und Kruphölter werben für mehr Rücksicht auf dem Platz
Münster – Der westfälische Fußball-Verband hat ein Anti-Gewalt-Konzept erarbeitet, das schon in Kürze in Kraft treten soll. Der Kreis Münster nimmt dabei an einem Pilotprojekt teil. Federführend ist der Ahlener Ex-Trainer und Rechtsanwalt Andree Kruphölter. Von Cedric Gebhardt

Die Gewalt auf und neben deutschen Fußballplätzen nimmt zu. Pöbeleien, Beleidigungen, Handgreiflichkeiten bis hin zu tätlichen Angriffen gegen Schiedsrichter, aber auch gegen Funktionäre und Betreuer sind keine Seltenheit im Amateursport. Und das möchte der Westdeutsche Fußballverband (WDFV) nicht länger hinnehmen. Deshalb hat er eine zentrale Anlaufstelle für Gewaltvorfälle eingerichtet. Im Zuge dessen treibt auch der Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) ein Anti-Gewalt-Konzept voran. Maßgeblich entwickelt wird es von Andree Krup­hölter

Der gebürtige Ahlener ist Beisitzer für besondere Aufgaben im Präsidium des FLVW und als solcher für die Themen Sicherheit, Gewaltprävention und Fair-Play zuständig. „Es gibt leider regelmäßig schlimme Vorfälle. Wir mussten feststellen, dass der Bedarf viel größer ist als angenommen. Deshalb ist es wichtig, dass dem Bereich Gewaltprävention viel mehr Bedeutung als bisher zukommt“, sagt Kruphölter.

Seit einem halben Jahr widmet sich der 45-jährige Rechtsanwalt intensiv diesem Thema und hat gemeinsam mit einem bereits bestehenden Arbeitskreis bekannte Vorfälle ausgewertet, um entsprechende Gegenmaßnahmen zu entwickeln.

Herausgekommen ist ein aus zwei Bausteinen bestehendes Konzept, das Mitte Februar dem Präsidium des FLVW vorgelegt wird und über das im Anschluss die Ständige Konferenz abstimmen muss. Die Kreise Münster, Bochum und Gelsenkirchen sind bereits dabei, in der Pilotphase erste Inhalte des Konzepts umzusetzen. Dabei geht es sowohl um langfristige als auch um kurzfristige Maßnahmen.

Prävention setzt langfristig an. So soll es zum Beispiel künftig verstärkt Schulungen für Schiedsrichter, Trainer, Kreismitarbeiter, aber auch vereinsinterne Maßnahmen zur Deeskalation geben. „Wir wollen schulen, qualifizieren, sensibilisieren“, sagt Kruphölter, einst auch Trainer beim Westfalenligisten TuS Hiltrup. Baustein Nummer zwei betrifft die kurzfristige Hilfestellung, die der FLVW Beteiligten nach einem Gewaltvorfall geben kann, damit diese auch künftig angstfrei ihrer Sportart nachgehen können. „Unser Konzept bedient nicht die Täter, es mischt sich nicht in sportgerichtliche Verfahren ein“, stellt Kruphölter klar.

Einzelne Gewaltfälle seien nicht auszuschließen. „Die hat es schon immer gegeben. Insofern sprechen wir nicht über ein neues Phänomen. Schließlich handelt es sich um ein gesellschaftliches Problem, das sich auf den Fußballplätzen zeigt. Da werden unsere Maßnahmen alleine nicht ausreichen“, weiß Kruphölter. Aber sie könnten ein Anfang sein. „Spieler in der Kreisliga A erwarten manchmal einen Schiedsrichter auf Bundesliga-Niveau. Der Respekt auch vor hin und wieder falschen Entscheidungen ist verloren gegangen“, sagt Kruphölter. Das Anti-Gewalt-Konzept des FLVW soll auch dafür werben – für mehr Rücksicht im Umgang miteinander. Auf und neben dem Platz.