Erfolgreiches Pilotprojekt für Nachwuchsschiedsrichter

Quelle: wn.de (Westfälische Nachrichten)
MÜNSTER Das Problem ist kein neues, der Lösungs­ansatz hingegen schon. In den Herbstferien versuchten sich der SC Münster 08, der Kreisschiedsrichterausschuss und die Mathilde-Anneke-Gesamtschule an einem Pilotprojekt, um Nachwuchs für den Job an der Pfeife zu begeistern. Vier Schüler ergriffen die Gelegenheit und ließen sich von Thorsten Kaatz, stellvertretender Vorsitzender des Kreisschiedsrichterausschusses, ausbilden. Womöglich der Anpfiff für ein dauerhaftes Angebot.

Nullachts Geschäftsführer Bernhard Mennes kam die Idee in den Sinn, die Lorbeeren dafür reicht er aber gleich weiter. „Tommy Indlekofer hat früher bei Borussia Münster eine ähnliche Kooperation mit der Geistschule geschlossen“, sagt Mennes, der die Idee bis heute „super“ findet. Also marschierte er in die Mathilde-Anneke-Gesamtschule und stellte seinen Plan vor. „Vier Kumpels haben sich dann spontan verabredet teilzunehmen“, erzählt er.

Kaatz war gleich Feuer und Flamme, übernahm die Schulung der Anwärter in den Räumlichkeiten des SC Münster 08 gerne. „Mit vier Leuten war die Lern­atmosphäre sehr angenehm“, sagt er. Kaatz setzte auf Videosequenzen, stellte mit dem Quartett aber auch viele spielnahe Szenen auf dem Platz nach.

Am Ende des viertägigen Lehrgangs absolvierten die Schüler die üblichen Tests. Erst ein 50-Meter-Sprint, dann einer über 100 Meter, anschließend ein 1000-Meter-Lauf – jeweils in vorge­gebener Zeit zu absolvieren. Später stand der schriftliche Teil der Prüfung mit 30 Regelfragen an. „Die vier haben das gefragte Level locker übersprungen – und ihnen wurde nichts geschenkt“, erklärt Kaatz.

Nun hat der Fußballkreis im Optimalfall vier qualifizierte Schiedsrichter mehr. Zwei Absolventen gehören dem TuS Saxonia an, einer dem TSV Handorf und einer Nullacht. Weil der Kreis erst ab C-Junioren-Partien Unparteiische ansetzt, könnten sich die 13- und 14-Jährigen zunächst in den Alters­klassen darunter ausprobieren. „Da sind jetzt die Vereine der Jungs gefragt“, sagt Kaatz.

Den Zuwachs könnten Clubs und Fußballkreis bestens gebrauchen. „Wir haben aktuell etwa 280 Schiedsrichter, das sind mindestens 50 zu wenig“, sagt Kaatz. Dass derzeit trotzdem alle Spiele besetzt werden können, ist der Verdienst älterer Unparteiischer, die an einem Wochenende schon mal bis zu drei Partien leiten.

Vielen Vereinen mangelt es an Referees. Je nach ­Ligen-Zugehörigkeit der Mannschaften verändert sich die Anzahl, die ein Club stellen muss. „Wir bräuchten elf Schiedsrichter, haben aber nur acht“, sagt Mennes. Das bedeutet: Sein Verein zahlt regelmäßig Strafe. „Der Mangel ist überall akut, nur ein Viertel der Clubs in Münster hat genug.“

Von den jüngst ausgebildeten Anwärtern könnte immerhin ein Schiedsrichter für den Kanalclub pfeifen. Die nackten Zahlen aber sind für Mennes und Kaatz nicht allein ausschlaggebend. Sie denken weiter. Mennes würde die Kooperation mit der Gesamtschule gerne ausbauen und den Kurs künftig in der alljährlichen Praktikumswoche anbieten. „Ich halte die Zusammenarbeit von Schule und Verein für eine tolle Idee. Es wäre schön, wenn es Nachahmer gibt“, meint Kaatz. Ein Anfang ist gemacht.